Das Demenztraining: 

Das Demenztraining ist ein stadiengerechtes, retrogenetisches Training, aufgebaut auf fünf Grundsäulen, welches zur Aufrechterhaltung und Förderung noch vorhandener Fähigkeiten demenzkranker Menschen beiträgt. Das Demenztraining wird für jeden Klienten an das jeweilige Stadium seiner   Demenz-Erkrankung angepasst. Es wird dabei auf die Fähigkeiten, Bedürfnisse und die Biografie jedes Einzelnen eingegangen. Wichtig ist dabei, Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen zu motivieren, zu aktivieren und zu stärken, um hervorzubringen, was sie noch können (meist liegt der Focus ja nur auf ihren Defiziten), damit sie mit ihrer Erkrankung besser umgehen können und es zu einer Verbesserung ihrer Lebensqualität kommt.

 

Der Mensch steht dabei im Mittelpunkt. Es wird darauf geachtet, die menschlichen Grundbedürfnisse der Betroffenen im Training zu erfüllen, sie sind danach ausgelastet, fühlen sich wertgeschätzt und verstanden. Dies reduziert oftmals das schwierige Verhalten der Klienten und können Angehörige dadurch entlastet werden. Im Demenztraining gilt es, Erfolge zu vermitteln, nicht Defizite aufzuzeigen und Sozialkontakt zu ermöglichen. Spaß und Humor kommen dabei selbstverständlich nicht zu kurz. Betroffene und Angehörige spüren Lebensfreude und schöpfen Mut.

 

Es ist bereits durch Studien erwiesen*, dass es mit einem früh begonnenen regelmäßigen stadiengerechten Demenztraining möglich ist, die „frühen“ Stadien zu verlängern und somit die „späteren“ Stadien zu verkürzen. Das Demenztraining trägt wesentlich dazu bei, dass Betroffene so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung leben können und ein Heimaufenthalt nicht zwingend notwendig wird.

*Das stadienspezifische retrogenetische Trainingsprogramm wurde in einer 3,5 Jahre dauernden Studie an zu Hause lebenden Personen getestet und es konnten signifikante positive Effekte (Personen in der Versuchsgruppe verschlechterten sich weniger schnell als Personen in der Kontrollgruppe) für die untersuchten Variablen Kognition und Funktion erzielt werden (Auer et al. 2005, 2007 ; Mechtler et al. 2008).

Das Demenztraining umfasst folgende fünf Grundsäulen: 

Körperliches Training – Bewegungsübungen

trainiert werden Beweglichkeit,
Ausdauer, Kraft, Gleichgewicht und Koordination; die Übungen helfen auch dabei die Gedächtnisleistung zu steigern

Gedächtnistraining

trainiert werden kognitive Fähigkeiten wie Konzentration, Langzeitgedächtnis (Erinnern), Kurzzeitgedächtnis (Merken), Wortfindung und Orientierung

Wahrnehmungstraining

dabei werden alle Sinne angeregt (sehen, hören, riechen, schmecken, tasten); Vertrautes kann wiederentdeckt oder sogar Neues wahrgenommen werden

Training der Alltagsfunktionen

trainiert werden Tätigkeiten des täglichen Lebens, um die Selbständigkeit so lange wie möglich aufrecht zu erhalten


Spiele und Kreatives

Spiele sind besonders wichtig, da sie alle Hirnbereiche aktivieren, dabei wird die Konzentration, das Planen, Überlegen und die Feinmotorik trainiert. Erinnerungen werden geweckt. Kreatives und Musik sind hervorragende Begleiter. Der Spaß dabei ist vordergründig.


In jeder Trainingseinheit werden diese fünf Säulen mit gezielten Übungen angesprochen, um so eine ganzheitliche Förderung zu erreichen. Die Regelmäßigkeit der Durchführung eines Trainings ist wichtig. Empfohlen wird das Training mindestens 1 x wöchentlich.

Nutzen bzw. Ziele des stadienspezifischen retrogenetischen Trainings sind

  • die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern
  • die Angehörigen zu entlasten und zu unterstützen
  • die Aufrechterhaltung bzw. Optimierung der erhaltenen Funktionen
  • der Erhalt der Selbständigkeit und Selbstbestimmtheit so lange wie möglich
  • der soziale Kontakt - Ansprache
  • die Beweglichkeit zu fördern
  • Orientierungshilfe zu geben, zeitlich und örtlich
  • die Stimulierung – mit allen Sinnen
  • Steigerung des Selbstwertgefühls
  • Lebensfreude mit Spaß und Humor zu wecken
  • Erfolge zu vermitteln
  • Stärkung des Gruppenzugehörigkeitsgefühls („Ich gehöre dazu.“)